Mit den dazugehörigen klinischen Daten spiegeln sie den Gesundheitszustand der Bevölkerung und stellen eine wertvolle Grundlage für die medizinische Forschung dar: Jede Probe erhöht die Chance, Krankheiten besser zu verstehen, sie vorzubeugen und Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln.
Als Bibliotheken des menschlichen Organismus sind Biobanken beschrieben worden – systematische, auswertbare Sammlungen humaner Proben für vielfältige Zwecke der Diagnostik und Forschung. In Meran gibt es eine solche Einrichtung schon seit 2011, jetzt wird sie ergänzt durch eine wesentlich größere (230 Quadratmeter) in Bozen. Bei Temperaturen bis minus 80 Grad – im Fall der Tanks mit flüssigem Stickstoff sogar bis minus 196 Grad – können die Proben hier langfristig gelagert werden, ohne dass ihre Qualität und damit ihr Wert für zukünftige Untersuchungen abnimmt. Es handelt sich um Blut-, Urin- und DNA-Proben der Südtiroler Bevölkerung und klinische Proben des Diensts für Immunhämatologie und Bluttransfusion. Alle Proben und Daten sind mit einem Code gekennzeichnet- die sichere Verschlüsselung von Informationen ist ein zentrales Element im Management von Biobanken.
„Anhand der großen Datenmenge ist es möglich, statistisch relevante Ergebnisse zu erhalten, um die Entwicklung von Krankheiten, etwa Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, über einen langen Zeitraum zu untersuchen“, erklärt Peter Pramstaller, Leiter des EURAC-Zentrums für Biomedizin „Indem wir die Proben und Daten von Patienten analysieren, die an der Krankheit leiden, und sie mit gesunden Kontrollen vergleichen, können wir eventuelle molekulare, wie zum Beispiel genetische, Ursachen entdecken und den Einfluss von Umweltfaktoren bestimmen.“
Da Biobanken den Wissenschaftlern humane Proben in großer Zahl, höchster Qualität und nach Kriterien selektierbar zur Verfügung stellen, sind sie ein entscheidendes Instrument, um Krankheiten und die genetische Vielfalt des Menschen zu erforschen – das amerikanische Time-Magazine zählte sie vor einigen Jahren zu den „zehn Ideen, die die Welt veränderten.“
EURAC-Direktor Stephan Ortner unterstreicht die Bedeutung der neuen Einrichtung für die biomedizinische Forschung in Südtirol: „Das ist eine Ressource von großem Wert, denn es sind Proben der Südtiroler Bevölkerung, die hier gelagert werden.“ Der größte Teil der Proben stammt bislang von den 8000 Teilnehmern an der großen CHRIS-Gesundheitsstudie im Vinschgau (Cooperative Health Research in South Tyrol), einem gemeinsamen Projekt der EURAC und des Südtiroler Sanitätsbetriebs, das untersucht, welche Rolle genetische Veranlagung, Lebenswandel und Umwelteinflüsse bei der Entwicklung bestimmter Krankheiten spielen.
Sanitätsdirektor Oswald Mayr erklärt. „Wir alle haben mit großem Enthusiasmus an der Verwirklichung der Biobank gearbeitet, denn diese Einrichtung ist sowohl für klinische Zwecke als auch für die Forschung grundlegend. Unser Ziel ist es, möglichst bald konkrete Resultate für unsere Patienten zu erzielen, das heißt, Diagnostik und Therapie zu verbessern; wir sind überzeugt, dass wir mit dieser Zusammenarbeit die Gesundheitsversorgung in Südtirol verbessern.“
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14.12.2015